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August 26th, 2007

ADS / ADHS: Studie wirft Fragen bei klassischer Methylphenidat – Therapie auf

Bei einer Frequenz von ADS / ADHS bei Kindern von ca. 2-10 % (je nach Grenzziehung und Diagnosemethode) weisen die Verordnungen von Psychopharmaka, insbesondere Methylphenidat, seit Jahren einen merklichen Trend nach oben. Dies ist umstritten, auch wenn zweifelsfrei bei vielen Kindern schnelle Erfolge erzielt werden können. Zwischen klarer Zurückweisung von Methylphenidat über die Anwendung limitiert als Krisenintervention bis hin zur regelmäßigen Anwendung reicht der Rat auch in der fachärztlichen Einschätzung.

Vor dem Hintergrund dieser unterschiedlichen Bewertung erhalten die Ergebnisse einer jetzt veröffentlichten amerikanischen Langzeitstudie besonderes Gewicht. Daher ist die amerikanische Langzeit-Studie vom National Institute of Mental Health (NIMH) eine wertvolle Bereicherung, weil erstmalig unterschiedliche Therapiekonzepte untereinander verglichen wurden.

Die „Multimodal Treatment Study of Children with Attention Deficit Hyperactivity Disorder (MTA)“ umfaßte nach 3 Jahren noch 485 von ursprünglich 579 Teilnehmern. Zu Studienbeginn waren die Kinder (Alter 7-9 Jahre) je nach Therapieschema in vier Gruppen eingeteilt worden:

Die als optimiert bezeichnete medikamentöse Behandlung erfolgte zuerst mit Methylphenidat, bei einem Nichtansprechen wurden andere Präparate eingesetzt.

Die Auswertung erfolgte durch ein ganzes Spektrum von Untersuchungen, wie Bewertung der Aufmerksamkeitsstörung [ADS / ADHS / ADHD], dem oppositionellen Verhalten [ODD], soziale Kompetenz, Lesefähigkeit, Behinderung und diagnostischem Status.

Die Studie hatte ein erstes Zwischenergebnis nach 14 Monaten. Nach den ersten Zwischenergebnisse nach 14 Monaten waren die Eltern und Auswerter noch von dem Vorteil der medikamentösen Behandlung überzeugt. Die Behandlung mit Methylphenidat war der Verhaltenstherapie überlegen. Deshalb bekamen viele Kinder der Verhaltenstherapie-Gruppe zusätzlich Medikamente, der Anteil stieg auf 45 %. Allerdings kam es auch schon in der Zwischenzeit zu einem (weniger ausgeprägtem) Rückgang der Anwendung von Medikamenten in der Kombinationsgruppe.

Die Mehrheit der wegen ADS / ADHS therapierten Kinder zeigten nach drei Jahren eine Verbesserung ihrer Situation, ganz unabhängig von der Art der Behandlung! Es blieben ein erhöhtes Risiko für Verhaltensprobleme, Kriminalitäts- und Drogenmißbrauch, die eine überdurchschnittliche Häufigkeit aufwiesen.

Allerdings ist es sicher verfrüht, davon zu sprechen, dass die Behandlung mit Methylphenidat nun sinnlos sei. Letztlich ist bei allen Gruppen ein Erfolg zu sehen gewesen, also auch bei der medikamentösen Behandlung. Priv. Doz. Dr. Katja Becker von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters in Mannheim empfiehlt daher auch, öfters “Auslassversuche” vorzunehmen, um zu sehen, ob eine Behandlung noch nötig ist.

Quellen:
Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry
http://www.jaacap.com (Abstract: http://www.jaacap.com/pt/re/jaacap/abstract.00004583-200708000-00010.htm)

Pressemitteilung des National Institutes of Health
http://www.nih.gov/news/pr/jul2007/nimh-20.htm

Dt. Apotheker-Zeitung vom 9.8.2007 (147), 3556-3559

Posted by admin in Allgemein

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